Tag der Regionen Wurm im Apfel ist ein Qualitätsmerkmal

Alpen · Das siebte Streuobstwiesenfest in Alpen fand am Sonntag als Teil der bundesweiten Aktion „Tag der Regionen“ statt.

Das Streuobstwiesenfest auf dem Gelände des Ratsbongert in Alpen litt unter dem regnerischen Wetter. Trotzdem kamen viele Besucher.

Das Streuobstwiesenfest auf dem Gelände des Ratsbongert in Alpen litt unter dem regnerischen Wetter. Trotzdem kamen viele Besucher.

Foto: Ostermann, Olaf (oo)

Rund um den Ratsbongert in Alpen fand am Sonntag zum siebten Mal das Streuobstwiesenfest als Teil der bundesweiten Aktion „Tag der Regionen“ statt. Das Motto „Weil Heimat lebendig ist“ könnte kaum passender sein. Die Mischung aus Produkten rund um die Streuobstwiese, der Bauernmarkt mit ökologisch erzeugten Angeboten sowie der hochwertige Kunsthandwerkermarkt hoben die lokalen Stärken hervor.

Im Mittelpunkt standen die zahlreichen Obstbäume und ihre Früchte. Dass ein Großteil davon als Fallobst endet, ist Nabu-Vorstand Christian Chwallek ein Dorn im Auge: „Das sind wertvolle Lebensmittel, die hier vergammeln. Wir brauchen eine regionale Vermarktungsstrategie.“ Punkten könnte man dabei mit einem Alleinstellungsmerkmal, denn fast alle Obstsorten, die hier wachsen, gibt es in keinem Supermarkt mehr. Allerdings schmecken Äpfel der Sorten „Doppelter Neuhäuser“ oder „Rheinisches Seidenhemdchen“ auch den Würmern. Für Chwallek ein gutes Zeichen: „Der Wurm ist ein Qualitätsmerkmal. Äpfel aus dem Supermarkt sind dagegen Chemiecocktails, die zehnmal gespritzt wurden.“

 Unterschiedliche Apfel- und Birnensorten hab es am Stand des Naturschutzbunds.

Unterschiedliche Apfel- und Birnensorten hab es am Stand des Naturschutzbunds.

Foto: Ostermann, Olaf (oo)

Katharina Tumbrinck kann das bestätigen. Die Heinsbergerin ist Pomologin – Apfelkundlerin. Über 600 Apfelbäume stehen in ihrem heimischen Garten, eine kleine Auswahl der Früchte hat sie zum Probieren mitgebracht. Der Renner ist die gelbe Ananasrenette, deren Geschmack tatsächlich an die Südfrucht erinnert. Heimische Produkte präsentierte auch der Waldkindergarten, etwa frisches Apfelmus oder Lavendelsäckchen. Für die leckeren Waffeln sind die Kinder in den Wald gegangen, erzählt Maria von Danwitz: „Sie haben Eicheln gesammelt, daraus haben wir das Mehl für den Waffelteig gemacht.“

Der Ratsbongert ist auch eine beliebte Spazierstrecke für Hundehalter. Die konnten sich am Stand von Christel Röhrich schon mal auf das kommende Schmuddelwetter einstellen, zum Beispiel mit einem maßgeschneiderten Bademantel für den Vierbeiner. Wer bei Namen wie „Rosa Ochsenherz“ oder „Schlesische Himbeere“ an Tomaten denkt, dürfte die Gärtnerei Rosalie in Alpen-Drüpt bereits kennen. „Ich bin eine Tomatensammlerin aus Leidenschaft. Es gibt so viele herrlich leckere Sorten, die kaum jemand kennt und deren Samen ich verkaufe“, sagt Gärtnerin Barbara Sensen. Wem Plastiktüten ein Greuel und Papiertaschen nicht haltbar genug sind, sollte vielleicht zum guten alten Weidenkorb greifen. Bei der Korbmachermeisterin Margret Schiffer bietet sich sogar die Möglichkeit, diesen in einem Flechtworkshops selber herzustellen. Obwohl langlebig und nachhaltig, gibt es kaum noch einen Markt für diese Naturprodukte. „Die Leute finden solche Körbe sehr schön, sind aber nicht bereit, 60 Euro für die Handarbeit auszugeben“, bedauert die Sonsbeckerin. Neben alten Obstsorten bietet der Ratsbongert auch vielen Gräsern und Blumen einen geschützten Lebensraum.

Am Stand der biologischen Station Wesel erfuhren die Besucher, was um sie herum so alles blüht. Damit Schafgarbe, Malven und Wiesenflockenblumen langfristig heimisch werden, bedarf es der richtigen Pflege, erklärt Martina Erzner: „Die Wiese sollte zweimal im Jahr gemäht werden. Der Grund dafür ist, dass Gras wachstumsstärker ist und den Blumen das Licht nimmt.“

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