Alte Obstsorten in Alpen Ratsbongert jetzt ein Öko-Klassenzimmer

Alpen · Der Nabu hat auf der Streuobstwiese in Alpen einen Lehrpfad eingerichtet. Hier kann man nicht nur viel über die alten Sorten erfahren. Es findet sich über www.streuobst-niederrhein.de auch ein digitaler Weg zu regionalen Absatzstellen.

 Partner auf der Streuobstwiese „Ratsbonfert“: Christian Chwallek vom Nabu (rechts) erklärt Bürgermeister Thomas Ahls die neuen Schilder.

Partner auf der Streuobstwiese „Ratsbonfert“: Christian Chwallek vom Nabu (rechts) erklärt Bürgermeister Thomas Ahls die neuen Schilder.

Foto: Fischer, Armin (arfi )/Fischer, Armin ( arfi )

Bürgermeister Thomas Ahls hat vor nun fast neun Jahren, als auf dem Ratsbongert hochstämmige Obstbäume gepflanzt worden sind, die Patenschaft für einen Boskop übernommen. Der trägt im Spätsommer längst Früchte. Sein Boskop mehr sogar als andere. So hat der viel beschäftigte Pate zur Erntezeit ein Problem: Was tun mit dem, was das Bäumchen abwirft? Selber essen ist nur bedingt eine Lösung, „auch wenn der lecker schmeckt“, so Ahls. Die Nabu-Ortsgruppe will als Kümmerin für die Obstwiese jetzt gemeinsam mit den Paten überlegen, was mit dem Obst geschehen soll, damit es nicht einfach vom Baum fällt und verrottet. Auf dem Weg, die Früchtchen der 170 Bäume auf dem Ratsbongert möglichst in die regionale Wertschöpfungskette einzubringen, ist der Nabu schon einen Schritt gegangen. Nabu-Vorsitzender Christian Chwallek und Bürgermeister Thomas Ahls haben jetzt einen Lehrpfad durch die 8000 Quadratmeter kleine Plantage eröffnet.

Im Grundsatz, so Chwallek, gehe es darum, Bewusstsein und damit Wertschätzung für die alten Obstsorten weiter zu stärken. Dazu soll der Lehrpfad beitragen. Zwei große bunte Tafeln machen den Spaziergänger, von denen es hier das ganze Jahr sehr viele gibt, darauf aufmerksam, welches heimelige Biotop sie hier betreten und dass sie es sich mit so edlen Leichtfliegern wie Hauhechel-Bläuling oder Schwalbenschwanz teilen.

Kern des Pfades sind 26 in Edelstahl gefasste Sortentafeln, die den Wanderer über das jeweilige Obst aufklären, ohne dass er vom Weg abweichen muss. So erfährt man beispielsweise über den Roten Bellefleur – eine Spende der Firma Lemken – dass er, auch wenn’s französisch klingt, vermutlich aus Holland stammt, extrem spät blüht und hohen Ertrag verspricht. Die mittelgroße Frucht eignet sich gut zum Backen. Der Nabu-Mann hat beim Verfassen des Info-Textes gelernt, „dass es einen Unterschied zwischen Ernte- und Genussreife gibt“, so Chwallek: „Viele Äpfel entfalten ihr Aroma erst beim Lagern.“

Clou der Tafeln, da ist der Nabu bei der Wertschöpfung, sei der QR-Code. Mit dem Smartphone wird man auf die Onlineplattform www.streupobst-niederrhein.de geleitet. Hier erfährt man, wo man Klassiker wie Rote Sternrenette oder Kaiser Wilhelm in der Region bekommt. In den Regalen der Supermärkte sucht man sie meist vergeblich. Auch Streuobst-Anbieter, die nicht wissen, wohin mit der Ernte, können den digitalen Marktplatz nutzen.

Thomas Ahls will das machen. Auf der Wiese hinter seinem Haus werfen alte Bäume reichlich ab. „Wir stellen das Obst immer in Kisten zum Mitnehmen an den Weg“, erzählt er. „Mit der Nabu-Plattform ist der Adressatenkreis natürlich deutlich größer“, so Ahls. Den Aufbau einer regionalen Wertschöpfungskette unterstützt er gern.

Für den Bongert sollen nun Ideen entwickelt werden, was mit Äpfeln, oder Birnen passieren soll. „Manche scheuen sich, vom Baum zu naschen“, so Chwallek. Vielleicht könne ein grünes Flatterband zur Erntezeit die Scheu nehmen. Paten, die selbst ernten möchten, könnten ein rotes Band in den Baum hängen. Der Ratsbongert hat nach fast zehn Jahren noch viel Potenzial.

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